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Wirtschaft geht wie Fußball

Meschede.   Management-Professor Ralf Lanwehr von der FH Südwestfalen in Meschede sorgt dafür, dass Unternehmen und Profi-Vereine voneinander profitieren.

Warum wird Manuel Neuer niemals Weltfußballer, obwohl er das Torwartspiel revolutioniert und Spiele entschieden hat? „Weil immer die gewählt werden, die Tore schießen“, sagt Ralf Lanwehr. Doch warum interessiert sich der Professor für Internationales Management an der Fachhochschule Südwestfalen für diese Frage? Weil er Fußball spielt? Tut er. Kreisliga B. Mit 46 Jahren. „Es wird schwieriger mitzuhalten“, bekennt er.

Allerdings ist Fußball nicht nur Lanwehrs Hobby, sondern wichtiger Teil seines Berufs: Mit Beispielen aus der Welt des Rasenballsports erklärt er Unternehmen oder Studenten Management-Prinzipien. Und Trainern und Vorständen aus dem kickenden Gewerbe bringt er Gedanken aus der Wirtschaft nahe. Und warum bilden Neuer und die Wahl zum Weltfußballer die Verbindung? „Weil auch in Unternehmen oft die Geschäftsführung oder der Vertrieb die Stars sind. Weil die Produktion, die IT oder die Finanzabteilung zu wenig Beachtung finden.“

Solche Themen hat Ralf Lanwehr in den vergangenen Monaten auf Einladung der Deutschen Gesellschaft für Personalführung in zehn Bundesligastadien vorgestellt. Etwas ausführlicher. Ausgangspunkt war sein Buch „Spielfeld Arbeitsplatz“ von 2016. Aber die Idee, Fußball und Wirtschaft zusammenzudenken, ist älter. „Es war Zufall“, sagt Lanwehr. Und auch wieder nicht. Denn der gebürtige Münsteraner langweilt weder sich noch andere gern. Und als er 2008 seine erste Professur an der Hochschule Bad Honnef - Bonn antrat und feststellte, wie trocken und zäh die meiste BWL-Fachliteratur war, entschied er sich, Abhilfe zu schaffen. Unternehmensberater Roland Berger öffnete ihm Türen von Top-Managern der Bundesliga. Daraus entstand das Buch „Management für die Champions League“ und danach kamen Vereine und der DFB auf ihn zu.

Seitdem ist Lanwehr als Coach tätig, vor allem zum Thema Teamführung, das seiner Auffassung nach in der Trainerausbildung zu kurz kommt. Und da vermittelt er was? „Die Methode Zuckerbrot und Peitsche funktioniert nicht gut. Wenn einem als Belohnung eine Möhre vor die Nase gehalten wird, zerstört das die Eigenmotivation. Eine Führungskraft muss Mitarbeiten Lust darauf machen, selbst etwas zu tun.“ Und das macht sie wie? „Charisma hilft. Das ist nicht nur ein Naturtalent, das kann man lernen. Jürgen Klopp beherrscht das nahezu in Perfektion, aber auch bei Donald Trump kann man das sehen.“ Im Ernst? „Sicher. Man braucht eine klare Vision, muss Bedürfnisse erkennen, persönliche Risiken eingehen und ungewöhnliche Verhaltensweisen zeigen.“

Jede Führung läuft sich tot

Zeigt aber der Fußball nicht, dass sich Motivationstechniken erschöpfen, dass ein Trainer nach wenigen Jahren die Spieler nicht mehr erreicht? Lanwehr stimmt zu, benennt aber den Unterschied: „Im Fußball muss ich die Mannschaft mindestens einmal pro Woche heiß machen. In der Wirtschaft ist die direkte Chef-Ansprache wesentlich seltener.“ Also hält das Charisma länger. Aber: „Jede Führung läuft sich irgendwann tot, muss neue Dinge integrieren und sich neu erfinden.“

Vom Fußball lässt sich laut Lanwehr aber auch lernen, was man nicht tun sollte: „Der Satz ,Tore fallen immer nach Fehlern’ ist gefährlich, weil er Angst vor Misserfolg erzeugt. So agieren Unternehmen, die rein ergebnisorientiert arbeiten. Aber wie eine Fußballmannschaft auch experimentieren und nach vorne spielen muss, brauchen Unternehmen Mitarbeiter, die Neues versuchen und dabei Fehler machen. Die meisten Firmen haben noch nicht raus, wie man intelligente Fehler belohnt.“

Und die Fußballvereine - lassen die sich gerne etwas sagen? „Die Hürde ist hoch. Ich werde immer noch einer von außen angekündigt. Mein Argument ist immer: Die Wirtschaft gibt es schon ein wenig länger als den Profifußball. Und wenn Bayern München plötzlich einen Umsatz wie Trilux generiert, dann gibt es für den Club noch viel zu lernen.“ In anderen Bereichen ist der Fußball dagegen weiter – etwa bei der datentechnischen Analyse der Fähigkeiten der Mitarbeiter. Das werde in der Industrie 4.0 auch für die Unternehmen sehr wichtig, meint Lanwehr, weiß aber: „Wenn der Mitarbeiter ein paar Millionen im Jahr kostet, investiert man auch mehr.“

Mehr Missverständnisse

Und was wird in Zukunft noch wichtig? In virtueller Umgebungen mit weniger persönlichem Kontakt entstünden mehr Missverständnisse und emotionale Konflikte, meint der Management-Professor. Deshalb gelte es, die Wertschätzung zu systematisieren: „Ein wenig Lob reicht nicht. Damit das authentisch wirkt, muss ich mich wirklich für die Menschen interessieren. Und ich darf nicht meine persönlichen Lieblinge um mich scharen, keine In- und Out-Gruppen bilden. Das ist nur dann kein Problem, wenn es um objektive Leistung geht, wenn Lewandowski 45 Tore im Jahr schießt.“ Aber auch der müsse den Ball vor dem Tor zum besser postierten Mitspieler passen: „Der ideale Mitarbeiter ist der effektive Geber, der so kooperiert, dass es für die Organisation am besten ist. Das kann er nur, wenn er über den Tellerrand schaut.“

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