Das Wirtschaftswachstum in Bremen im vergangenen Jahr übertrifft erneut den Bundesschnitt. Das geht aus ersten Prognosen des Statistischen Landesamts hervor. Demnach ist das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Bundesland zwischen 2,5 bis drei Prozent gewachsen. „Das ist ein sehr positives Ergebnis. Bremen übertrifft damit zum dritten Mal in Folge das Bundesergebnis“, kommentiert Andreas Cors, Leiter der Abteilung Wirtschaft, Umwelt und Energie im Statistischen Landesamt Bremen, die noch vorläufigen Zahlen. In Deutschland stieg die Menge der produzierten Waren und Dienstleistungen abzüglich der Inflation um 2,2 Prozent. Für Niedersachsen gehen die Volkswirte der NordLB von einem identischen Wachstum aus.
Das Statistische Bundesamt in Berlin stellte am Donnerstag das geschätzte Wachstum vor. Die deutsche Wirtschaft legte damit stärker zu als in den vergangenen fünf Jahren. 2016 lag das Wachstum bei 1,9 Prozent. „Die konjunkturelle Lage in Deutschland ist weiter aufwärtsgerichtet, die Wirtschaft wächst im achten Jahr in Folge. Ursachen für die positive Entwicklung sind die Weltkonjunktur sowie eine steigende Binnennachfrage“, sagt Jan Wedemeier vom Bremer Sitz des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts. Für dieses Jahr rechnen Experten mit einer Fortsetzung der positiven Entwicklung. Die Analysten der NordLB in Hannover gehen für das nächste Jahr von einer Phase der Hochkonjunktur aus und erwarten für 2018 sogar ein Wachstum des BIP von 2,6 Prozent.
Weil die Ergebnisse aus dem Dezember etwa für Umsätze oder die Produktion der Unternehmen derzeit noch fehlen, sind die Zahlen zunächst vorläufig. Erst im März gebe es das endgültige Ergebnis für Bremen, sagt Cors. Dass ein Bundesland ein noch stärkeres Wachstum als das kleinste Bundesland habe, das könne durchaus sein.
Gestiegene Wachstumsraten in der Raumfahrt
In Bremen sei besonders eine sehr starke Industrie zu beobachten, hält Cors fest. Ebenfalls äußerst positiv entwickle sich das Baugewerbe. Die Fahrzeugproduktion sei eine tragende Säule. Mit dem Werk von Mercedes habe Bremen am Standort ein Schwergewicht der Branche mit vielen Beschäftigten und einer großen Bedeutung für die Industrie. Doch der Konzern sei nicht allein mit seiner Entwicklung. Die Wachstumsraten seien auch im Flugzeug- und Schiffbau stark – und in der Raumfahrt. Das zeigten etwa jüngst die Bestellungen für Satelliten beim Hersteller OHB. „Die Raumfahrt hat Bekanntheit über Bremen hinaus. Daraus hat sich eine Strahlkraft entwickelt.“
Vor allem in den genannten Technologiebereichen lege Bremen zu. Am Standort zeichnet sich damit nach Cors ein Strukturwandel ab. Denn die Nahrungs- und Genussmittelbranche, eine der stärksten Industrien in Bremen, habe in diesen Zeiten durchaus Probleme bekommen. Die Zahl der Beschäftigten sei zurückgegangen, Unternehmen wie Kellogg seien vom Standort abgezogen. Cors ist optimistisch: „Wir haben Erfahrung mit Krisen. Uns ist ein Umstieg immer geglückt.“ Deshalb stimme ihn der Strukturwandel nicht pessimistisch.
Trotz der positiven Entwicklung im vergangenen Jahr hält Bremen weiterhin die höchste Arbeitslosenquote im Bundesvergleich. Für Torben Klarl hängt das mit dem Wachstum und der Entwicklung der Vergangenheit zusammen. Denn zwischen Bremen und den anderen Ländern klaffe momentan eine Lücke, sagt der Wirtschaftswissenschaftler der Universität Bremen. Die starke Belebung der Wirtschaft sei ein „Anpassungswachstum“. Darum sei das Ergebnis mit Vorsicht zu bewerten. „Das ist nicht von der Hand zu weisen“, bestätigt Andreas Cors den von Klarl beobachteten Effekt. Gerade weil der Wirtschaftsraum übersichtlich sei, sei Bremen zudem stärker Konjunkturschwankungen ausgeliefert. „In der Krise ist die Wirtschaft kräftig eingebrochen. Jetzt profitiert Bremen von einem anhaltend starken Außenhandel.“
Arbeitsmarkt
Das spiegelt sich nach Angaben von Cors auch auf dem Arbeitsmarkt wider. Die Zahl der Beschäftigten am Standort sei 2017 nach ersten Schätzungen um rund zwei Prozent gestiegen. Das sei eine gute Entwicklung – selbst wenn die Arbeitsplätze nicht alle von Bremern besetzt werden: „Damit steigt die Attraktivität. Das ist ein Argument für den Standort.“ Letztlich wirke sich das positiv auf die Steuereinnahmen aus, weil Pendler im Bund-Länder-Finanzausgleich berücksichtigt werden. Besonders sei, dass die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Bremen stärker gestiegen sei als die Zahl der geringfügig Beschäftigten. In der Vergangenheit sei das anders gewesen. „Das ist eine gute Nachricht.“
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