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Sechs Strategien gegen Börsen-Verluste

Garantie gegen Verluste

Es gibt auch spezielle Investmentfonds, die damit werben, auf dem Aktienmarkt zu investieren und trotzdem auf Nummer sicher zu gehen. Wenn die Fondsgesellschaften gute Renditen in Aussicht stellen und gleichzeitig versprechen, Verluste zu vermeiden, klingt das in Zeiten niedriger Zinsen fast zu schön, um wahr zu sein. Tatsächlich tun sich Garantiefonds, die den Anlegern vertraglich zusichern, dass sie nach der vereinbarten Laufzeit zumindest ihr eingesetztes Geld wieder bekommen, immer schwerer damit, Erträge zu erwirtschaften. Zuletzt haben mehrere Garantiefonds geschlossen.

Stattdessen finden sich auf dem Markt vermehrt Angebote, die sich das weniger ehrgeizige Ziel setzen, den maximal möglichen Verlust für den Anleger begrenzen zu wollen. Der Metzler Wertsicherungsfonds 98 beispielsweise strebt an, dass der Verlust innerhalb eines Jahres maximal zwei Prozent beträgt. Je nach Fondsgesellschaft und Produkt können sich die Strategien und Zielvorgaben unterscheiden. Ein Nachteil eint jedoch alle: Rechtlich bindend ist die Verlustgrenze - anders als beim Garantiefonds - nicht, "der Kapitalerhalt ist lediglich das oberste Ziel des Fonds", sagt Said Yakhloufi, Leiter der Fondsanalyse bei der Ratingagentur Scope.

Total und absolut

Auch bei "Total Return Fonds" und "Absolute Return Fonds" erklären die Fondsgesellschaften ihre Absicht, die Verluste gering halten zu wollen, wenn die Aktien fallen. Oftmals werben sie damit, bei jeder Marktlage eine positive Rendite zu erzielen. Erreichen wollen die Fondsmanager das, indem sie neben Aktien in vergleichsweise sichere Anleihen und in Derivate investieren. Das sind Finanzwetten, mit denen man auch auf fallende Kurse setzen kann und somit auch von schlechten Zeiten an den Aktienmärkten profitiert.

Diese gemischte Strategie kann funktionieren und ordentliche Erträge erzielen: Der JP Morgan Global Macro Opportunities steigerte seinen Wert in den vergangenen drei Jahren beispielsweise um durchschnittlich sechs Prozent jährlich. Manche Produkte haben aber über die Jahre eine negative Rendite erzielt und nicht gehalten, was ihr Name verspricht. In solchen Fällen haben Anleger Pech gehabt. Denn eine Garantie gibt es hier nicht.

Sicher ist hingegen, dass bei allen Auf-Nummer-sicher-Produkten wie bei anderen Fonds auch Gebühren anfallen. Zum einen müssen Anleger mit einem Ausgabeaufschlag rechnen, der meist bei zwei bis fünf Prozent der angelegten Summe liegt. Angenommen, ein Anleger investiert 10 000 Euro und der Ausgabeaufschlag beträgt drei Prozent, bezahlt er also 300 Euro an Gebühren. Hinzu kommen Verwaltungsgebühren, die meist zwischen einem und zwei Prozent pro Jahr betragen. "Manchmal kann noch eine erfolgsabhängige Gebühr dazukommen", sagt Yakhloufi. Rechnet man vor Abzug der Gebühren mit einer positiven Rendite von drei Prozent pro Jahr, bleibt für den Anleger danach oftmals nicht viel mehr als ein Prozent übrig.

Selber schnitzen

Das Problem von Garantie- und Absolute-Return-Produkten liegt darin, dass der Schutz vor Verlusten mit geringeren Gewinnen erkauft wird, wenn die Aktien steigen. Damit aber stellt sich die Sinnfrage, denn vor Verlusten kann man sich auch schützen, indem man gleich gar nicht in Aktien investiert. Legt man 10 000 Euro für einen Zeitraum von drei Jahren auf dem sicheren Festgeldkonto an, sind bei deutscher Einlagensicherung derzeit ein Prozent Zinsen drin. "Verbraucher können sich ihr Portfolio selbst billiger und besser schnitzen", findet Stephanie Heise, Finanzexpertin bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Sie empfiehlt sicherheitsorientierten Anlegern, einen Großteil ihres Vermögens in Festgeld und zehn bis 20 Prozent in Aktien-Indexfonds zu stecken. Ein Risikoanteil bleibt auf diese Weise - denn Indexfonds oder ETFs sind passive Produkte, die einem Index folgen und in turbulenten Marktphasen nicht aktiv von einem Manager umgeschichtet werden. Dafür fallen deutlich weniger Gebühren an als bei Investmentfonds. In guten Zeiten bleibt also mehr Geld übrig.

Mischen lassen

Eine andere Möglichkeit, Risiken abzufedern, sind Mischfonds, die ihre Anteile an riskanten und sicheren Anlagen je nach Marktlage verändern. Dabei überlässt der Anleger das Management seiner Risiken einem Fondsmanager. In unsicheren Zeiten wie diesen wird er die Aktienquote tendenziell verringern und die Anleihenquote erhöhen. Den Fondsmanager muss der Anleger aber bezahlen: Die Gebühren sind relativ hoch.

Strategisch handeln

Wie gezeigt, haben alle Instrumente und Produkte, die gegen Verluste am Aktienmarkt schützen sollen, ihre Nachteile. Umso wichtiger ist für Privatanleger eine ausgewogene Strategie, die für sich genommen schon gegen zu hohe Verluste schützt. Er muss zunächst sein Risikoprofil herausfinden, also klären, welche Verluste er im schlimmsten Fall bereit ist zu tragen. Wer sehr ängstlich ist, sollte nur mit einem geringen Teil seines freien Vermögens in Aktien gehen. Sehr wichtig ist der Anlagehorizont: Anleger sollten nur Geld auf dem Aktienmarkt investieren, das sie langfristig - also zehn bis 15 Jahre - entbehren können. Dieser Anteil sollte breit gestreut sein, also in viele Aktien aus verschiedenen Branchen und Regionen verteilt.

"Ist ein Depot gut ausbalanciert, sollte man seine Meinung auch in schwierigeren Zeiten nicht so schnell ändern", sagt Ali Masarwah von der Fonds-Ratingagentur Morningstar. Ein Einbruch wie in der vergangenen Woche sei jedenfalls kein Grund, die eigene Strategie auf den Kopf zu stellen. "Man muss auch aussitzen und abwarten können, nicht von ungefähr kommt die alte Börsenweisheit: Schnelles Hin und Her macht Taschen leer", sagt Masarwah.

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