Die deutsche Wirtschaft hat 2017 ein beeindruckendes Wachstumstempo vorgelegt. Wir gehen von einem Anstieg des realen Bruttoinlandsproduktes von 2,3 Prozent aus. Beim Blick auf die offizielle Zuwachsrate muss berücksichtigt werden, dass es in diesem Jahr drei Arbeitstage weniger gibt als 2016. Dieser Kalendereffekt führt dazu, dass die saison- und kalenderbereinigte Wachstumsrate (dies ist der im internationalen Vergleich relevante Maßstab) sogar 2,6 Prozent beträgt. Selten zuvor ist die wirtschaftliche Dynamik derart unterschätzt worden, wie es in diesem Jahr der Fall ist. Der Mittelwert der Wachstumsprognosen lag im Januar 2017 gerade einmal bei 1,3 Prozent, wobei die optimistischste Einschätzung 1,7 Prozent und die pessimistischste 1,1 Prozent betrug.
Da der Ifo-Geschäftsklimaindex als wichtigster Frühindikator für die deutsche Wirtschaft fast auf einem Rekordniveau liegt, spricht zunächst alles dafür, dass sich die konjunkturelle Dynamik mit hohem Tempo fortsetzen wird. Frühestens für die zweite Jahreshälfte 2018 könnte die Konjunktur wieder eine etwas langsamere Gangart einlegen. Nicht nur in der Industrie, sondern auch bei den Unternehmen aus dem Dienstleistungssektor ist die Stimmung so gut wie selten zuvor. Wir gehen daher für 2018 von einem realen BIP-Wachstum von 2,8 Prozent aus, wobei es im nächsten Jahr keinen nennenswerten Kalendereffekt geben wird. Obwohl die Jamaika-Koalitionsverhandlungen geplatzt sind, könnten von der nächsten Regierung Steuersenkungen und eine expansivere Fiskalpolitik beschlossen werden, die einen zusätzlichen Wachstumsimpuls in den Jahren 2018 und 2019 bringen werden.
Höhere Reallöhne stützen den privaten Konsum
Niedrigere Steuern und eine stärkere finanzielle Förderung von Familien würden sich positiv auf den privaten Konsum auswirken. Von daher wird die Binnennachfrage in nächster Zeit der Motor der wirtschaftlichen Entwicklung sein. Der private Verbrauch profitiert zudem von der guten Arbeitsmarktsituation. Die Zahl der Beschäftigten hat zuletzt den Rekordwert von mehr als 44 Millionen Personen erreicht, davon haben mehr als 32 Millionen einen sozialversicherungspflichtigen Job. In den vergangenen zwei Jahren ist die Bruttolohnsumme um mehr als vier Prozent pro Jahr angestiegen. Der Zuwachs der verfügbaren Einkommen fiel aufgrund der Steuerprogression mit rund drei Prozent nicht ganz so stark, aber immer noch beachtlich aus. Da die durchschnittliche Arbeitslosenquote von 5,9 Prozent in diesem auf 5,7 Prozent im nächsten Jahr sinken wird, wird die Bruttolohnsumme auch nächstes Jahr vergleichsweise stark zulegen. Wir gehen davon aus, dass die Inflationsrate von 1,6 Prozent in diesem auf 1,3 Prozent im nächsten Jahr sinken wird. Dies ist hauptsächlich auf den Ölpreis und den stärkeren Euro zurückzuführen. Dieser führt dazu, dass sich die Importe nicht nennenswert verteuern werden. Von daher wird die Inflationsrate zu Beginn des Jahres 2018 auf rund ein Prozent sinken und erst im Jahresverlauf leicht ansteigen. Somit werden die Privathaushalte real mehr Geld im Portemonnaie haben als 2017, zumal die Beiträge zur Renten- und Krankenversicherung im kommenden Jahr leicht sinken und die Renten um rund drei Prozent steigen dürften. Der private Konsum 2018 wird um gut zwei Prozent und damit etwas stärker zunehmen als im Jahr 2017. Geht diese Prognose auf, wäre dies der stärkste Zuwachs des privaten Verbrauchs seit dem Jahr 2000.
Die Bauinvestitionen wurden in den letzten beiden Jahren aufgrund des deutschen Immobilienbooms massiv ausgeweitet. An den günstigen Rahmenbedingungen wird sich zunächst wenig ändern. Allerdings hat sich der Auftragseingang in der Bauindustrie in den vergangenen Monaten abgeschwächt, und es bleibt abzuwarten, ob es sich dabei nur um eine Verschnaufpause handelt oder um eine nachhaltigere Verlangsamung. Im Unterschied zu den Bauinvestitionen wurden die Ausrüstungsinvestitionen in den vergangenen drei Jahren nur sehr verhalten ausgeweitet. Dies war vor allem auf die hohen politischen Unsicherheiten zurückzuführen, die die Investitionsbereitschaft gebremst haben. Doch nun wendet sich das Blatt. So haben sich die Geschäftserwartungen der Investitionsgüterindustrie in jüngster Zeit merklich aufgehellt, und vor allem der deutsche Maschinenbau schaut so optimistisch wie selten zuvor auf die kommenden Quartale. Wir gehen deswegen davon aus, dass die Ausrüstungsinvestitionen im Jahr 2018 um gut sechs Prozent zunehmen werden.
Exporte: Euro-Aufwertung wird dank robuster Weltwirtschaft nicht zum Spielverderber
Abgerundet wird das positive konjunkturelle Gesamtbild für die deutsche Wirtschaft von den Exporten. Von der 2018 stärker expandierenden Weltwirtschaft profitieren die deutschen Unternehmen überdurchschnittlich stark. Zwar bremst die Euro-Aufwertung die Entwicklung des Außenhandels ein wenig, die anhaltend optimistischen Exporterwartungen der deutschen Unternehmen deuten aber darauf hin, dass die Absatzchancen nicht vorrangig von der Währungsentwicklung abhängen. So spielt neben der preislichen Wettbewerbsfähigkeit vor allem das ökonomische Umfeld in den Absatzländern eine entscheidende Rolle. Und dieses ist – wie beschrieben – so positiv wie lange nicht mehr. So nimmt die Nachfrage nach deutschen Gütern und Dienstleistungen sowohl aus den Schwellenländern als auch aus den Ländern der Eurozone stärker zu als in den Vorjahren. Vor allem China spielt eine immer wichtigere Rolle für die deutschen Unternehmen. In den vergangenen Monaten hat China Frankreich als zweitwichtigsten Exportmarkt fast eingeholt, nur die USA weisen noch einen größeren Vorsprung auf. Betrachtet man aber Einfuhren und Ausfuhren gemeinsam, hat China schon im vergangenen Jahr Frankreich und die USA als ehemals wichtigste Handelspartner Deutschlands abgelöst. Wir gehen davon aus, dass die deutschen Ausfuhren im kommenden Jahr um gut fünf Prozent über dem Niveau des Jahres 2017 liegen werden. Die Importe dürften aufgrund der starken deutschen Binnennachfrage sogar noch stärker ausgeweitet werden, wovon vor allem die Nachbarländer in der Eurozone profitieren. Aufgrund des Zuwachses bei den Einfuhren von mehr als sechs Prozent wird vom Außenhandel nur ein geringer positiver Wachstumsbeitrag zu erwarten sein.
Der DAX hat seit dem Jahr 2009 eine durchschnittliche Rendite von neun Prozent im Jahr erzielt. Noch besser – und auch im internationalen Vergleich spitze – haben der MDAX (14,9 Prozent Rendite p.a.), der SDAX (14,1 Prozent Rendite p.a.) und der TecDAX (13,0 Prozent Rendite p.a.) abgeschnitten. Selbst ein Anleger, der sein Geld vor dem Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise im November 2007 bei rund 8.000 Punkten in den DAX investiert hätte, könnte sich heute über eine Rendite von 5,4 Prozent p.a. freuen, und das, obwohl er zwischenzeitlich einen Verlust von mehr als 50 Prozent ertragen musste. Da die deutsche Wirtschaft 2018 erneut stark wachsen wird und auch die Weltwirtschaft mitspielt, sollte sich diese Erfolgsserie fortsetzen. Trotz der hohen Kurssteigerungen der vergangenen Jahre ist der DAX sowohl gegenüber der eigenen Historie als auch im Vergleich zu anderen Indizes nicht hoch bewertet. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der Gewinnerwartungen für die kommenden 12 Monate beträgt 13,5, der langjährige Durchschnitt liegt dagegen bei 15. Dies ist darauf zurückzuführen, dass der deutsche Aktienmarkt von sogenannten zyklischen Aktien dominiert wird, die besonders stark auf Veränderungen der ökonomischen Rahmenbedingungen reagieren, also beispielsweise Aktien von Automobilherstellern, aber auch von Chemie- und Industrieunternehmen. Dies ist auch der Grund, weshalb der DAX höhere Volatilität aufweist als andere Indizes: die Kurse schwanken stärker. Geht es nach den Unternehmensanalysten werden im kommenden Jahr 12 der 30 DAX-Unternehmen ihre Gewinne prozentual zweistellig steigern können. Vor allem die Münchener Rück, aber auch die Commerzbank und ThyssenKrupp sollen die stärkste Gewinndynamik aufweisen. Auf Indexebene wird ein Ertragsplus von erneut zehn Prozent erwartet. Der aggregierte Gewinn je Aktie der DAX-Unternehmen würde 2018 auf 980 Punkte und 2019 auf mehr als 1.060 Punkte ansteigen. Multipliziert man diesen Wert mit dem derzeitigen KGV errechnet sich ein Kursziel für den DAX von 14.500 Punkten. Geht man davon aus, dass deutsche Blue Chips im nächsten Jahr nur etwas teurer werden, wäre sogar ein Kursziel von 15.000 Punkten erreichbar.
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