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"Die Wirtschaft brummt"

Ökonomen prognostizieren höheres Konjunkturwachstum / Aufschwung nicht überall gleich groß.

FRANKFURT/PARIS. Die deutsche Wirtschaft setzt ihren ungewöhnlich langen Aufschwung fort. Davon sollen auch die Beschäftigten profitieren: Die Einkommen legen nach Konjunkturprognosen zu. Allerdings ist laut einer Studie die Ungleichheit zwischen Gutverdienern und Einkommensschwachen in Deutschland weiter hoch. Die Europäische Zentralbank (EZB) hält unterdessen an ihrer Nullzinspolitik fest.

In Deutschland ist es derzeit der private Konsum, der das Wirtschaftswachstum antreibt. Auch in der Bauwirtschaft laufen die Geschäfte glänzend. Die Industrie profitiere von verbesserten Konjunkturaussichten der Weltwirtschaft. "Die deutsche Wirtschaft brummt", sagte Clemens Fuest am Donnerstag. Der Ökonom ist Chef des Münchener Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo. Ähnlich äußerten sich die Experten des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW). "Die deutsche Wirtschaft fährt unter Volldampf", sagte Konjunkturchef Stefan Kooths. Die Wirtschaft habe aber ihren nachhaltigen Wachstumspfad verlassen. Damit steigen aus Sicht der Kieler auch die Risiken eines Konjunkturumschwungs.

Die Ifo-Forscher erwarten nun für 2018 statt wie bisher 2,0 Prozent ein Wachstum in Deutschland von 2,6 Prozent. Für das zu Ende gehende Jahr 2017 rechnen sie mit einer Steigerung des Bruttoinlandsprodukts um 2,3 Prozent.

Das IfW rechnet im kommenden Jahr nun mit 2,5 Prozent Wachstum. "Ein Boom mag sich gut anfühlen, er trägt aber den Keim der Krise in sich", warnte IfW-Experte Kooths. "Je weiter die ökonomische Aktivität über das Normalmaß hinaus zulegt, desto größer werden die Risiken für eine Anpassungsrezession." Für die Unternehmen werde es zunehmend schwieriger, qualifiziertes Personal zu finden. "Auf der Gewinnerseite finden sich die Arbeitnehmer, deren Effektivlöhne um drei Prozent steigen dürften."

Der Aufschwung kam aber bislang nicht bei allen gleichermaßen an, sagen Wissenschaftler um den französischen Ökonomen Thomas Piketty. Demnach stieg in Deutschland der Anteil der obersten zehn Prozent am Gesamteinkommen seit Mitte der 1990er Jahren, wie Charlotte Bartels vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sagte, die die deutschen Daten auswertete. "Die unteren 50 Prozent haben in den letzten Jahren massiv an Anteil am Gesamteinkommen verloren. In den 60er Jahren verfügten sie noch über etwa ein Drittel, heute sind es noch 17 Prozent", erläuterte sie.


Die EZB schätzt die Konjunkturaussichten für den Euroraum positiver ein als noch im September. Trotzdem hält sie weiter am historisch niedrigen Leitzins von Null Prozent und am negativen Einlagezins von minus 0,4 Prozent für Banken fest. Auch an den Plänen für das Anleihekaufprogramm rüttelt der Rat der EZB nicht, wie EZB-Chef Mario Draghi am Donnerstag sagte.

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