BMW-Großaktionär Stefan Quandt ist wahrlich kein Technikfeind – das hat er mit der Strategie des Autoherstellers in den zurückliegenden Jahren ebenso unter Beweis gestellt wie mit zahlreichen Reden in der Vergangenheit. Aber in diesem Jahr ist ihm doch etwas mulmig geworden: Kinder starren nur noch in ihre Handys, werden über die entsprechenden Kurznachrichtendienste dort im Zweifel rund um die Uhr gemobbt, und in der Wirtschaftswelt ist nur noch von künstlicher Intelligenz die Rede, von autonomem Fahren und anderen Wunderdingen.
Das hat Quandt, hier nur etwas pointiert formuliert, jüngst zur Verleihung des Herbert-Quandt-Medienpreises beklagt. Vielen Menschen spricht er damit aus der Seele. Denn manchmal fühlt es sich in der Tat so an, als ob Science-Fiction über Nacht Alltag geworden wäre. Für Quandt wurde es Zeit, einmal innezuhalten, über das tatsächlich Machbare nachzudenken, über die Sicherheit der IT-Netze, welche die Unternehmen inzwischen als Lebensader brauchen – und ob man den Kindern nicht hin und wieder auch einmal das Handy aus der Hand nehmen sollte. Das Vertrauen in die Technik müsse erhalten bleiben, findet Quandt. Und hat damit recht.
IT-Sicherheit muss „up to date“ sein - immer
Das heißt aber nicht, dass Deutschland auch nur eine Sekunde den Fuß vom Gas nehmen darf, wenn es darum geht, den Sprung in die künftige Wirtschaftswelt digitalisierter Wertschöpfungsketten zu schaffen. Was ist dafür nötig?
Das Land muss sich so schnell wie möglich eine sichere Infrastruktur schaffen, mit der sich das hohe Datenaufkommen, das die Digitalisierung bestimmt, technisch bewältigen lässt. Das ist die Grundlage für die digitale Zukunft schlechthin. Nur so lässt sich das Versprechen halten, in Echtzeit Daten zu erheben, zwischen Maschinen zu kommunizieren und Geschäftsprozesse entsprechend zu verknüpfen. Die Systeme müssen dafür im wahrsten Sinne des Wortes „up to date“ bleiben, also jederzeit auf dem neusten Stand der IT-Sicherheitstechnik, und von unnötigem Ballast und Angriffsmöglichkeiten befreit werden. Nur dann lassen sich Cyber-Attacken wie die schlagzeilenträchtigen Ransomware-Angriffe vermeiden, welche die britischen Krankenhäuser oder die Deutsche Bahn im Frühjahr 2017 trafen.
Auch muss die Blockchain-Technologie vorangetrieben und vor allem unter dem Aspekt einer durch sie deutlich erhöhten Datensicherheit und Vertrauenswürdigkeit betrachtet werden. Es gilt überall dort, wo es sinnvoll ist, Pilotprojekte zu etablieren, welche die Chancen von Industrie 4.0 demonstrieren – und anderen zur Orientierung dienen. Die Cloud ist dabei eine der Voraussetzungen für den Siegeszug der Geschäftsmodelle rund um das Internet der Dinge. Das Thema „Big Data“ darf man nicht nur den amerikanischen Unternehmen Google, Facebook, Apple, Amazon oder nun auch Palantir überlassen.
Die Welt unserer Wirtschaft ist noch gar nicht wirklich digital, das aber wird sich bald ändern – und wer macht dann die guten Geschäfte? Deutschland kann und muss das Silicon Valley auf der Suche nach einer Antwort auf diese Frage gar nicht kopieren. Neue Produkte, neue Dienstleistungsberufe und Systeme vernetzter Partnerschaften, sogenannte „digitale Ökosysteme“, müssen und werden entstehen.
Erfolgreiche, gut geführte Unternehmen organisieren sich deshalb ebenfalls neu und geben den Mitarbeitern mehr Raum für Kreativität. Unerlässlich ist es zudem, die Beschäftigten (noch) besser auszubilden. Das gilt ausdrücklich auch für Mitarbeiter, die schon lange im Betrieb sind.
Bildung und Weiterbildung: Das ist vielleicht sogar der wichtigste Aspekt der unternehmerischen Verantwortung in der digitalen Wirtschaft. Und ganz gewiss eine Herausforderung, der sich nicht nur das große Unternehmen der Quandts mit den drei Buchstaben aus München stellen muss und wird.
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