Die Nachricht hat große Hoffnungen geweckt: Das Mainzer Unternehmen Biontech und der US-Pharmakonzern Pfizer haben eine bedeutsame Etappe hin zu einem wirkungsvollen Corona-Impfstoff geschafft. Die Unternehmen wollen möglicherweise bereits in der kommenden Woche eine Zulassung in den USA beantragen. Ist das der Beginn der schrittweisen Rückkehr zur Normalität trotz Corona?
O-Ton Julia Köppe DER SPIEGEL "Diese ersten Zwischenergebnisse sind erstmal eine gute Nachricht, allerdings gibt es bis auf die Pressemitteilung bisher nur wenige Daten. Unklar ist beispielsweise, in welchen Altersgruppen die Infektion offenbar verhindert werden konnten. Das ist jedoch wichtig zu wissen, denn gerade Ältere haben ja ein höheres Risiko, schwer zu erkranken. Und ein möglicher Impfstoff sollte also gerade bei ihnen wirksam sein. Zudem ist auch nicht klar, wie lange die Immunität anhält und ob sich möglicherweise Nebenwirkungen zeigen werden. Wie gut der Impfstoff also wirklich ist, muss sich deshalb noch zeigen."
Biontech untersuchte die Wirksamkeit des Impfstoffs mit dem Namen BNT162b2 an 43.500 Freiwilligen, die Ergebnisse sind ermutigend: Die Impfung schützt nach Angaben des Herstellers mit einer 90-prozentigen Effektivität vor einer Covid-Infektion - das wäre ein deutlich höherer Wert als er etwa bei Grippeimpfungen erreicht wird.
O-Ton Julia Köppe "Der 90 prozentige Wirksamkeit bedeutet, dass bei der Studie neun von zehn Probanden, die zwei Dosen der Impfung bekommen hatten, offenbar vor einer Infektion geschützt waren. Das ist erst mal ein sehr guter Wert, aber es ist unklar, wie lange die mögliche Immunität anhalten wird. Und die Impfung der Patienten ist ja noch nicht lange her. Es kann deshalb sein, dass der Schutz nach einigen Monaten nachlassen wird und die Wirksamkeit könnte dementsprechend dann auch sinken."
Wie lange der Schutz anhält, ist für eine Herdenimmunität, die die Pandemie letztlich stoppen würde, mitentscheidend.
O-Ton Julia Köppe: "Gesundheitsminister Jens Spahn hatte ja einen Richtwert von 60 Prozent der Bevölkerung angegeben, die geimpft werden müssten, um eine sogenannte Herdenimmunität zu erreichen. Allein in Deutschland wären das also fast 50 Millionen Menschen und weil jeder zwei Dosen bräuchte, wären wir schon bei 100 Millionen Dosen allein für Deutschland. Biontech und Pfizer gehen aber aktuell davon aus, dass sie in diesem Jahr nur 50 Millionen Dosen liefern könnten und zwar für die ganze Welt."
Doch selbst wenn genug Impfstoff vorhanden ist: Allein für Deutschland ist die Impfung von Dutzenden Millionen Menschen eine logistische Herkulesaufgabe, die Monate dauern könnte. Schließlich müssen die Dosen nicht nur produziert, sondern auch gelagert, verteilt und verabreicht werden."
O-Ton Julia Köppe: "Deshalb gibt es auch Pläne, wer einen möglichen Impfstoff zuerst bekommen sollte. Daran wird sich auch nach aktuellem Stand im kommenden Jahr nichts Grundlegendes ändern. Dann Pfizer und Biontech rechnen aktuell damit, dass sie 2021 1,3 Milliarden Dosen ausliefern könnten. Das klingt natürlich viel, aber das würde bedeuten, dass auch im kommenden Jahr nur einer von zwölf Menschen auf der Welt geimpft werden könnte und das Ganze auch wieder nur unter der Voraussetzung, dass es der Impfstoff auch tatsächlich zur Zulassung schafft."
Das Zulassungsverfahren ist zwar bereits gestartet, wie lange es dauert, lässt sich jedoch noch nicht genau absehen. Gerade mit Blick auf die USA halten Experten eine erste Zulassung noch in diesem Jahr für möglich.
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