Seit gestern – 25.08.2020 – ist es möglich, die girocard in das Apple Pay Wallet aufzunehmen. So weit so unspektakulär. In diesem Beitrag geht es nicht um das Onboarding und die Nutzung im Allgemeinen. Dazu empfehlen wir den sehr guten Beitrag im nocash.blog von Marc Oliver Schaake. Rudolf Linsenbarth hat sich dagegen sieben Grenzfälle für seinen kleinen Praxistest herausgepickt.
von Rudolf Linsenbarth
1. Zahlung an einem girocard only Terminal
Ergebnis: OK
Das ist im Kern kein technischer Check – vielmehr geht es darum zu schauen, wie das Personal reagiert, wenn man mit einem iPhone, das bisher nur Karten von AMEX, Mastercard und VISA enthält, reagiert. Was soll ich sagen: Wie erwartet kein Problem!
2. Zahlung mit der Apple Watch
Ergebnis: Uneindeutig
Eigentlich ebenfalls unspektakulär. Ich schätze, Apple und die Sparkassen haben diesen Test-Case bereits unzählige Male vor mir gemacht. Allerdings: Wider Erwarten ist es mir nicht gelungen, die girocard auf die Watch zu bringen. Alle Versuche eines Reboots oder checken des Software-Stands waren erfolglos. Sogar die Watch neu zu pairen war nicht von Erfolg gekrönt. Auf Twitter meldeten alle, kein Problem. Schlussfolgerung: Es musste auf jeden Fall an meinem Setup liegen.
Also habe ich dann am Nachmittag die Sparkassen-Hotline mit Stuttgarter Telefonnummer angerufen. Der dortige Mitarbeiter ging mit mir strukturiert eine lange Liste an Fragen durch. Bis wir schließlich die Wurzel des Übels hatten:
Meine Watch ist „First Generation“, also die damals erste auf dem Markt. Genau die wird von der girocard nicht unterstützt.“
3. Bezahlen bei Ernsting’s family
Ergebnis: OK
Ernsting’s family hat Payone (ex-Ingenico) als Zahlungsdienstleister und gehört damit zu den Nutzern der kontaktlosen Lastschrift. Das führt dazu, dass man bei Nutzung der Plastik-girocard auch für Beträge unter 25 € eine Unterschrift leisten muss. Bei meinen weiteren Tests mit den verschieden girocardaApps lief es dann aber immer auf eine normale girocard-Transaktion hinaus. Die Verkäuferin hinter dem Schalter hat nur kurz gestutzt, dass ich nicht unterschreiben musste. Damit war der Testfall erfolgreich abgehakt.
4.Bezahlen bei der Dorfreinigung in OB-Schmachtendorf
Ergebnis: Not OK
Zugegeben: Dieses Ingenico-Setup gehört in die Kategorie skurril. Auf dem Ladentisch steht ein YOMANI-Terminal. Akzeptiert wird nur girocard und nur Lastschrift, gepaart mit einem Mindestlimit von 15 €. Ich habe versucht, mit einer girocard Android zu bezahlen. Mit der Folge, dass das Terminal abgestürzt ist. Ich rechne hier mit einem Fail, der aber nicht Apple- und der girocard-Implementierung anzulasten ist.
Anscheinend hatte der Besitzer seit dem letzten Absturz mit seinem Dienstleister gesprochen und die Kontaktlos-Funktion am Terminal abschalten lassen. Hier bezahlt derzeit niemand mehr kontaktlos und schon gar nicht mit Apple Pay. Tipp an Payone: Das Produkt habt ihr von Ingenico geerbt, die Terminal-Nummer lautet 65309039. Bin gespannt und interessiert was man daraus machen kann.
5. Bezahlen bei Fressnapf
Ergebnis: OK
Auch Fressnapfs Zahlungsdienstleister Intercard bietet mittlerweile eine kontaktlose Lastschrift an. Allerdings unter kompletten Verzicht auf die Unterschrift, sogar bei Beträgen über 50 €. Ich habe das aber noch nie mit einer Android App getestet und daher noch keine Ahnung, wie das ausgeht. Der erste Versuch mit einem Betrag von über 50 € lief über Apple Pay. Im Anschluss habe ich es noch mal mit einem Produkt für 4,99 € versucht – das mündete ebenfalls sauber in einer girocard-Transaktion.
6. Einkauf mit Cashback
Ergebnis: Uneindeutig
Hier bin ich zu einem Händler gegangen, der auch die Möglichkeit bietet, bei einem Einkauf zusätzlich bis zu 200 € Bargeld „abzuheben“.
Auf diesen Testfall war ich am meisten gespannt. Meine Erwartung wäre schon, dass das funktioniert. Meinen ersten Versuch startete ich bei DM. Dort wollte ich neben dem Einkauf noch 50 € in bar mitnehmen. Leider schaltet das Terminal bei dem Drogeriemarkt für diesen Anwendungsfall die Kontaktlos-Funktion aus. Also nächster Versuch bei ALDI Süd. Hier gab es dann keine Probleme.
7. Online-Einkauf / In App Payment
Ergebnis: Not OK
In diesem Test habe ich versucht, ein Ticket der Berliner Verkehrsbetriebe online mit der App zu kaufen. Erwartungsgemäß sollte das nicht funktionieren; das ist auch so angekündigt. Beim Versuch, ein Kurzstrecken-Ticket zu kaufen, sieht man sofort, dass alle Karten in der Apple Wallet dafür bereit wären, nur leider nicht die girocard.
Fazit
Sieben Testfälle, zwei Mal Fail und zwei Mal eine Terminal-Konfigurationen, die nicht zum gewünschten Ergebnis geführt haben. Das hört sich bei sieben Tests zunächst mal nicht so gut an. Allerdings habe ich bewusst die ‚Edge-Cases‘ ausgesucht und dabei zielsicher Schwachstellen getroffen. Die Sache mit der ‚Watch der ersten Generation‘ war allerdings ein echter Zufallsfund. In Summe kann man den Sparkassen-Kollegen attestieren, einen guten Job gemacht zu haben.
Entscheidend wird sein, wie schnell jetzt die girocard „in App fähig“ wird. Es wäre schön, wenn man darauf nicht wieder ein Jahr warten muss. Ärgerlich und von den Sparkassen nicht mehr direkt beeinflussbar sind die Terminal-Setups, die nicht zum Produkt mobile girocard passen. In dem Zusammenhang eine interessante Frage: Warum eigentlich schaltet ein Händler, der Cashback im Portfolio hat, die Kontaktlos-Funktion aus?
Man darf gespannt sein, wie es weiter geht und vor allem ob und wann andere Banken dem Beispiel der Sparkasse folgen.“
Bleibt noch die Frage, wer hätte Interesse an einer Apple Watch 42 mm „First Generation“ mit Milanese Armband? 😉 Rudolf Linsenbarth
August 26, 2020 at 07:35AM
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Die 7 Testfälle für die girocard in Apple Pay! · IT Finanzmagazin - IT Finanzmagazin
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