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Wirtschaft: Falsches Bild vom Flächenfraß

Wahrnehmung und Wirklichkeit – wie nahe liegen sie beieinander? Im Fall des Flächenverbrauchs im Landkreis Ebersberg hat das die Industrie– und Handelskammer genau ermittelt.

Landkreis – Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen beanspruchten Ende des Jahres 2016 gerade einmal ein Prozent der gesamten Fläche. „Angesichts dieser Zahlen fällt es mir mehr als schwer, ein Wort wie Flächenfraß auszusprechen“, sagte Sonja Ziegltrum-Teubner, die Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses im Rahmen eines Pressegesprächs in Aßling. Die Daten stammen aus dem Statistischen Landesamt.

Ziegltrum-Teubner kritisierte, dass der Terminus „Flächenfraß“ beim Hörer starke Bilder erzeuge, die jedoch nicht die Realität widerspiegeln würden. Die IHK-Regionalvorsitzende verwies darauf, dass die Flächen nicht verschwinden würden, sondern sich nur deren Nutzung ändere – übrigens auch in die andere Richtung, durch die Schaffung von vielen Ausgleichsflächen.

Die wirtschaftliche Stärke eines Standortes sei abhängig von den jeweiligen Standortfaktoren. Stellt man in Rechnung, dass der Landkreis Ebersberg der wirtschaftsstärkste der ganzen Bundesrepublik ist, kann so viel bisher nicht schiefgegangen sein. Eine Obergrenze für Kommunen in der Flächenausweisung lehnt die IHK aber „kategorisch“ ab. „Eine künstliche Verknappung der Flächen führt unweigerlich dazu, dass Wohnen noch teurer wird“, warnte Ziegltrum-Teubner.

IHK-Chefvolkswirt Robert Obermeier nannte in diesem Zusammenhang ein Beispiel: „Unternehmer gehen mit ihren Bewerbern gemeinsam zu Wohnungsbesichtigungen“, weil sie sich davon versprechen würden, dass die Fachkräfte so leichter etwas finden. Der Fachkräftemangel sei nämlich das „größte Geschäftsrisiko der bayerischen Unternehmer“, gefolgt vom Mangel freier Flächen für Gewerbeansiedlungen. Im Landkreis Ebersberg, so rechnete Obermeier vor, stünden aktuell nur noch 26 Hektar zur Verfügung. 87,5 Prozent der Fläche seien dagegen Natur oder würden landwirtschaftlich genutzt (Stand 2016). Ziegltrum-Teubner räumte aber ein: „Das bauen auf der grünen Wiese darf nicht der Königsweg sein“, mahnte aber gleichzeitig: „Es ist an der Zeit, die Kirche im Dorf zu lassen.“ Sie verwies außerdem darauf, dass die Produktivität pro Hektar Gewerbefläche in der Vergangenheit stark gestiegen sei.

Obermeier plädierte für „interkommunale Gewerbegebiete“. Hier sei der bayerische Staat gefordert, finanzielle Anreize zu schaffen. Die Beispiele für solche Projekte ließen sich im Freistaat „an drei Händen abzählen“. In Grafing blieb es deswegen auch bei der öffentlichen Diskussion über ein gemeinsames Gewerbegebiet mit Bruck. Unsicher war dort die Verteilung der Gewerbesteuer.

Rubriklistenbild: © sro

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