Trumps Strafzölle sind eine Attacke auf Chinas Zukunft, sie rütteln an der Legitimation der Führung in Peking. Auf dem Weg zum Handelskrieg gibt es fast kein Zurück mehr.
Die Lage ist beinahe aussichtslos. Die Vereinigten Staaten und China stehen unmittelbar vor einem Handelskrieg. Washington will nicht anders, und Peking kann nicht anders. Ginge es ausschließlich um das amerikanische Handelsdefizit, wie die vielen grellen Tweets von US-Präsident Donald Trump nahelegen, wäre der Streit wohl längst beigelegt. Eine Anordnung aus Peking, und die staatlichen Fluglinien kauften Maschinen von Boeing statt vom europäischen Wettbewerber Airbus. Dazu könnte China mehr Rind- und Schweinefleisch, Wein und Soja aus den USA importieren, und schon hätte sich die Handelslücke deutlich verkleinert. Doch es geht nicht nur ums Defizit, es geht um viel mehr.
Trumps Strafzölle sind eine Attacke auf Chinas Zukunft, sie sind ein Angriff auf die Grundfesten der Kommunistischen Partei, sie rütteln an der Legitimation der chinesischen Führung. Denn das wirkliche Ziel der Amerikaner ist die wirtschaftliche Öffnung Chinas. Chancengleichheit für US-Unternehmen in der Volksrepublik. Das trifft Peking zum falschen Zeitpunkt. Das Land drängt mit Macht auf den Weltmarkt, nach innen aber verbarrikadiert es sich. Ganze Branchen sollen schon bald chinesisch kontrolliert werden. Ein staatlich gelenkter Kapitalismus, so will Staats- und Parteichef Xi Jinping aus China eine Industrienation formen.
Xis Hoffnung heißt "Made in China 2025", es ist die wahrscheinlich ehrgeizigste industriepolitische Strategie der Welt. In zehn Branchen sollen Unternehmen aus der Volksrepublik bald zur Weltspitze gehören. In der Medizintechnik, im Flugzeugbau, in der Chip-Industrie und in der Elektromobilität. Der Staat hilft mit großzügiger Forschungsförderung. Entwicklungsbanken und eigens eingerichtete Fonds versorgen Firmen der ausgewählten Branchen mit günstigen Krediten. Hunderte Milliarden stehen bereit, damit notfalls im Ausland zugekauft werden kann, was man selbst nicht hat.
Im Konflikt zwischen China und den USA geht es um mehr als Zölle, es geht ums Ganze
In Deutschland darf sich ein chinesischer Unternehmer ohne Auflagen zum Beispiel an einem Autokonzern beteiligen; erst jüngst übernahm der Milliardär Li Shufu knapp zehn Prozent der Anteile von Daimler. In China wäre das undenkbar. Ausländische Autohersteller sind in der Volksrepublik verpflichtet, mit chinesischen Partnern zusammenarbeiten. Das Know-how kommt aus Europa oder den Vereinigten Staaten, die Gewinne müssen trotzdem mit den Chinesen geteilt werden.
Die Forderung, die Pekings Höflinge aus Washington immer wieder zu hören bekommen, lautet: Die Volksrepublik müsse "China 2030" umsetzen. Mit Xis Industriefantasie hat diese Agenda trotz der Namensähnlichkeit nichts gemein. Sechs Jahre ist es her, da legte die Weltbank gemeinsam mit einer Denkfabrik des Staatsrats eine schonungslose Analyse der chinesischen Wirtschaft vor. "China 2030" nannten sie die Studie damals. Die Monopole der Staatskonzerne müssten aufgebrochen werden, kleine Unternehmen sollten leichter an Kredite kommen, außerdem brauche China mehr Rechtsstaatlichkeit. Damals stand Xi noch nicht an der Spitze, er übernahm ein halbes Jahr später. Statt Öffnung und Reformen entschied er sich für Abschottung und "Made in China 2025".
Dieser Plan wird nun herausgefordert. Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt prallen ungebremst aufeinander - ein Zurück gibt es fast nicht mehr.
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