
Fieber, Husten, Gliederschmerzen - die Grippe hat Deutschland gerade fest im Griff. Die wirtschaftlichen Kosten der Epidemie dürften nach Expertenschätzungen in die Milliarden gehen.
Von Katja Scherer, WDR
Ob auf dem Amt, in Kitas oder in Büros - die Grippewelle streckt gerade viele Menschen in Deutschland nieder. Insgesamt sind in dieser Saison nach Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Influenza des Robert-Koch-Instituts rund 165.500 Menschen nachweislich an Grippe erkrankt. Gut 42.000 neue Fälle gab es allein in der vergangenen Woche.
Torsten Schmidt vom RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung hat vor drei Jahren die Kosten von Grippeerkrankungen in Deutschland untersucht und geht davon aus, dass sich die Ergebnisse auf die aktuelle Situation übertragen lassen. "Bei unserer damaligen Studie sind wir auf bundesweite Kosten von etwa 2,2 Milliarden Euro gekommen. In diesem Jahr dürften die Belastung in einer ähnlichen Größenordnung liegen", sagt der Ökonom.
Mehr Berufstätige erkrankt
Unter Umständen könnten die Kosten in diesem Jahr sogar noch höher ausfallen: Die Zahlen des Robert Koch-Instituts zeigen zwar, dass bislang insgesamt nicht mehr Menschen erkrankten als in den Vorjahren, die Zahl der Arztbesuche aber deutlich angestiegen ist. Ein Grund könnte sein, dass sich in diesem Jahr vor allem jüngere Menschen ab 35 Jahren anstecken. Also Menschen, die in der Regel berufstätig sind und sich krankschreiben lassen müssen. Das könnte die Grippewelle teurer werden lassen als in den Vorjahren.
Kreißsäle bleiben geschlossen
Bei Unternehmen vieler Branchen bleibt daher die Arbeit liegen, etwa im Gesundheitsbereich. Im Rhein-Maas-Klinikum in Würselen bei Aachen bleibt bis einschließlich Montag der Kreißsaal dicht, ebenso wie im Malteser Krankenhaus in Bonn. Die betroffenen Schwangeren werden nach Angaben der Klinikleitungen benachrichtigt und anderen Kliniken in der Region zugewiesen.
Laut Lothar Kratz von der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen müssen außerdem in manchen Häusern Operationen verschoben werden. Das schade nicht nur den Patienten, sondern auch den Bilanzen der Kliniken. "Wenn Krankenhäuser wegen Krankheitsausfällen nicht mehr ihre geplanten Leistungen erbringen können, führt das zu erheblichen wirtschaftlichen Einbußen", sagt Kratz. Kliniken bekämen pro Behandlung oder Operation Geld von den Krankenkassen überwiesen.
Vereinzelte Ausfälle im Zugverkehr
In anderen Branchen sieht es ähnlich aus: 48 Prozent der Modehändler verzeichneten mehr Krankheitsausfälle als normalerweise um diese Jahreszeit, schreibt etwa das Branchenblatt Textilwirtschaft.
Die Deutsche Bahn meldet, dass sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr vereinzelt Züge ausfallen, weil es an Lokführern und Werkstattmitarbeitern fehlt. Am stärksten betroffen war der Südwesten Deutschlands, etwa im Raum Stuttgart. Dort wurde auf manchen S-Bahn-Linien die Taktung gesenkt. Auch bei der Hessischen Landesbahn im Taunus-Kreis kam es zu Ausfällen, ebenso wie bei der norddeutschen Eisenbahngesellschaft Metronom.
Große Unternehmen wie die Deutsche Bahn können solche personellen Engpässe jedoch noch vergleichsweise gut überbrücken - etwa indem sie Mitarbeiter, die frei haben, in den Dienst zurückholen. Außerdem werden Mitarbeiter im Urlaub angefragt, ob eine vorzeitige Rückkehr möglich sei.
Kleine Betriebe leiden am meisten
Für Kleinstunternehmen mit sehr wenigen Mitarbeitern sei es am schwierigsten, Krankheitsausfälle auszugleichen, sagt Jochen Pimpertz vom Institut der deutschen Wirtschaft. "Wenn in einer Handwerksbäckerei mit fünf Mitarbeitern der Bäcker und sein Geselle ausfallen, lässt sich das kaum abfangen." Manchen Betrieben bleibt dann nichts anderes übrig, als einige Tage lang zu schließen.
Verkraftbarer Gesamtschaden
Aufs Jahr gerechnet sei der wirtschaftliche Schaden für die deutsche Wirtschaft allerdings verkraftbar, sagt Pimpertz. Ob Grippe oder normaler Schnupfen, Krankheitsausfälle gehörten für Unternehmen zum Alltag und seien ein jährlich wiederkehrendes Phänomen.
Um sich vor einer Grippeinfektion zu schützen, raten Gesundheitsexperten, wenig Hände zu schütteln, die Hände oft zu waschen und keinen falschen Ehrgeiz zu zeigen. Wer krank ist, gehöre ins Bett und nicht ins Büro.
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