
Als sich die aus der Finanzkrise entstandenen Ansteckungseffekte auf die Realwirtschaft abschwächten, stieg der deutsche Außenhandelsbilanz-Überschuss kontinuierlich an. So schloss die Außenhandelsbilanz das Jahr 2016 mit einem Überschuss von 248,9 Milliarden Euro, ihrem bisherigen Höchstwert, ab. Im Folgejahr 2017 ging er wegen gestiegener Einfuhren nur leicht zurück. Wie schon in den Jahren zuvor erweist sich der Außenhandel als eine der treibenden Kräfte hinter dem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts, das 2017 preisbereinigt um 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zunahm.
Ungeachtet der zunehmenden Bedeutung von Handelspartnern wie China, das 2016 mit einem Handelsvolumen von 170,2 Milliarden Euro erstmals Deutschlands wichtigster Handelspartner war, wurden nahezu zwei Drittel des deutschen Außenhandels mit den geographisch von einer vergleichsweise geringen Entfernung profitierenden EU-Mitgliedsstaaten abgewickelt. Dies gilt insbesondere für Deutschlands zweitgrößten Handelspartner Frankreich mit einem Außenhandelsumsatz von 166,8 Milliarden Euro. An dritter Stelle liegen die Vereinigten Staaten mit einem Volumen von Euro164,8 Milliarden
Grenzen des Freihandels
Einhergehend mit dem Wahlsieg von Donald Trump nahmen die Forderungen nach einem Abbau des US-Handelsbilanzsaldos zu. Zwecks Erreichen dieses Ziels wurde schon 2017 erwogen, unter anderem Produkte europäischer Automobilhersteller mit einem Importzoll von bis zu 35 Prozent zu belegen.
Eine weitere Eskalationsstufe wurde im Februar 2018 erreicht: Mit der Überlegung der USA, auch Einfuhren von Stahl und Aluminium durch einen Importzoll in Höhe von bis zu 24 Prozent zukünftig deutlich zu begrenzen, schränken immer mehr Volkswirtschaften das freie Spiel der Märkte ein.
Schon hat die VR China darauf hingewiesen, dass eine solche Maßnahme unweigerlich Reaktionen wie Handelsbeschränkungen für landwirtschaftliche Produkte, wie z. B. Soja, nach sich ziehen wird. Auch die Europäische Kommission bereitet konkrete Vergeltungsmaßnahmen vor. Sollte die US-Regierung Einfuhrzölle auf europäischen Stahl erheben, könnten im Gegenzug kurzfristig US-amerikanische Produkte mit entsprechenden Zöllen belegt werden, so beispielsweise Orangensaft, Motorräder und Bourbon. Derartige Maßnahmen werden zu ökonomischen Wohlfahrtverlusten führen. Darüber hinaus könnten sie sich rasch als Wegbereiter eines ausgewachsenen Handelskrieges erweisen, welcher droht, die bisherigen Erfolge des freien Welthandels zunichte zu machen.
Auch die EU kassiert Importzölle
Doch auch die EU ist mitnichten ein Musterknabe: Sie hält ihrerseits ebenfalls an Importzöllen fest. Dies betrifft insbesondere Milchprodukte aus Nicht-EU-Staaten, die zum Schutze der heimischen Industrie mit einem Einfuhrzoll in Höhe von durchschnittlich 54 Prozent belegt sind. Anders ausgedrückt: Verbraucher in der EU zahlen für Milchprodukte mehr, als es in einem Freihandelsszenario der Fall wäre. Der Verlust an ökonomischer Wohlfahrt ist offensichtlich.
Gerade exportorientierte Nationen haben viel zu verlieren
Welthandel, und damit einhergehend ökonomischer Wohlstand, nahmen in den vergangenen Jahren in beispiellosem Maße zu. Dennoch ist in zahlreichen Volkswirtschaften, darunter auch solchen, die vor nicht allzu langer Zeit noch als treibende Kräfte der Globalisierung galten, dieser Tage eine verhängnisvolle Entwicklung in Richtung eines wiedererstarkenden Protektionismus zu beobachten.
Doch jedwede Einschränkung des freien Spiels der Märkte anhand tarifärer oder nicht-tarifärer Handelshemmnisse sowie die darauf in der Regel folgenden Vergeltungsmaßnahmen der betroffenen Handelspartner führen leicht in einen Handelskrieg und unweigerlich zu Wohlfahrtsverlusten. Freihandel hingegen erhöht die Wohlfahrt aller beteiligten Staaten: Die ökonomischen Vorteile der Gewinner übersteigen eindeutig die Nachteile der Verlierer.
Gerade exportorientierten Volkswirtschaften sollte an einer nachhaltigen Stärkung des Freihandels gelegen sein. Sie wären bei einer Abkehr vom Freihandel die größten Verlierer. Das gilt besonders für Deutschland.
Im Video: Jetzt bereitet sich Europa auf einen Handelskrieg mit den USA vor
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