MÜNCHEN/BERLIN (dpa-AFX) - In der deutschen Wirtschaft ist nach anfänglichen Hoffnungen auf neue Geschäftschancen im Iran schon seit längerem Ernüchterung eingekehrt. Mitte 2015, unmittelbar nach Abschluss des Atomabkommens mit dem Westen, sah das noch anders aus. Damals reiste der damalige Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) mit einer Wirtschaftsdelegation nach Teheran, um vor Ort die Möglichkeiten für deutsche Firmen auszuloten. Vor allem Maschinen- und Autobauer fühlten sich von dem Land mit seinen gut 80 Millionen Einwohnern angezogen. Doch realisiert wurde davon nur wenig.
Volkswagen etwa brachte eine Partnerschaft mit einem örtlichen Importeur auf den Weg, teilte zuletzt aber mit, dass "aufgrund der weiterhin ausstehenden Gesetzgebung zur Neuregelung des Fahrzeugimports (...) der operative Verkauf (...) noch nicht gestartet werden" konnte. Zurückhaltender blieb man von Anfang an bei BMW : "Ein zuku?nftiger Einstieg in den iranischen Markt hängt sowohl von den politischen als auch von den wirtschaftlichen Entwicklungen ab", erklärte der weiß-blaue Autobauer schon Anfang 2016. "Momentan gibt es keine konkreten Pla?ne fu?r einen Einstieg in den iranischen Markt" - und dabei ist es auch bis heute geblieben.
Konkreter wurde es hingegen für den Infrastrukturgiganten Siemens : Der Elektrokonzern vereinbarte die Lizenzfertigung für Gasturbinen und Lokomotiven im Iran, die auch planmäßig anlief. Auch eine Absichtserklärung zur Modernisierung der Bahn-Infrastruktur wurde unterzeichnet, weitere Großaufträge daraus liegen aber derzeit nicht vor. Zur angespannten politischen Lage im Iran will sich der Konzern derzeit nicht äußern.
Im vergangenen Jahr blieb das Handelsvolumen mit dem Iran, das mit Deutschland jahrzehntelange enge wirtschaftliche Beziehungen pflegte, mit geschätzten 3,5 Milliarden Euro deutlich hinter den ursprünglichen Erwartungen zurück, und auch für 2018 sind keine großen Sprünge in Sicht. Deshalb werden zunächst zwar keine konkreten Auswirkungen der aktuellen Unruhen in dem Land bei Unternehmen und Verbänden befürchtet - die weitere Entwicklung bleibe erst einmal abzuwarten, heißt es. Die ohnehin große Unsicherheit in den deutsch-iranischen Wirtschaftsbeziehungen dürfte aber eher noch zunehmen.
Hindernisse für deutsche Unternehmen im Iran gibt es eine ganze Reihe, darunter etwa Bestimmungen der US-Exportkontrolle, vor allem aber Finanzierungshürden: Da immer noch Sanktionen außerhalb des Atomabkommens und damit US-Strafmaßnahmen in Kraft sind, weigern sich deutsche und europäische Großbanken, besonders die mit Geschäft in den USA, mit dem Iran zusammenzuarbeiten. So musste etwa die Commerzbank 2015 auch wegen Verstößen gegen amerikanische Sanktionen bei Geschäften mit dem Iran 1,45 Milliarden Dollar an US-Behörden zahlen.
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