Längst gibt es dafür spezielle Berater, die Organisationen auf genau diese Wirkung hin prüfen, in den USA, aber eben auch in Deutschland. Seit 2010 hat Phineo seinen Sitz in Berlin. "Wir untersuchen, wie wirkungsorientiert eine Organisation vorgeht und handelt", sagt Phineo-Sprecherin Wiebke Gülcibuk. Dazu haben die Berater ein eigenes Verfahren entwickelt, es beginnt mit der Selbstauskunft einer Organisation, im nächsten Schritt durchleuchtet Phineo Satzung, Jahresberichte und Finanzinformationen und schickt Analysten direkt zur Organisation.
Mit den Ergebnissen berät Phineo zum Beispiel Susanne Klatten, um so die Stiftung neu auszurichten, die der Vater der BMW-Erbin einst eingerichtet hatte: Weniger diffuse Völkerverständigung, mehr greifbare Ergebnisse. Ein Großteil der Projekte falle bei der Phineo-Prüfung durch, sagt Gülcibuk, nur ein Viertel komme mit dem "Wirkt!"-Siegel auf die Seite von Phineo, dort aber dann kostenlos einsehbar für jeden, inklusive einer Fünf-Sterne-Bewertung wie man sie sonst nur von Internet-Versandhäusern kennt. "Wer sich einen Staubsauger für 150 Euro kauft, der liest sich vorher Bewertungen durch", sagt Gülcibuk. "Warum sollte das bei Spenden anders sein?"
Tatsächlich sind sich auch die meisten Experten darüber einig, dass mehr Effektivität dem Hilfssektor tendenziell guttut. "Es wird dabei aber immer so getan, als ob vollkommen klar wäre, was richtig und falsch ist", sagt Frank Adloff, der an der Uni Hamburg zu Zivilgesellschaft forscht. So werde darüber debattiert, mit welchen Maßnahmen Spender den weltweiten Kampf gegen Armut am besten unterstützen können, inwieweit die Reichen aber selbst Teil dieses Problems seien, darüber gebe es keine Debatte. "Dazu kommt, dass man langfristige Fragen aus den Augen verliert, weil sie schlechter messbar sind." Probleme werden zwar effektiver gelöst, die Ursachen aber kaum angegangen.
Stiftungen haben enorme Steuervorteile
Und noch einen weiteren Trend beobachtet Adloff: Statt Geld einfach zu spenden, gründen immer mehr Menschen in Deutschland eine Stiftung. 22 000 Stiftungen gibt es heute in Deutschland, alleine 2016 wurden knapp 600 neu angemeldet. Eingesetzt hatte der Boom nach einer Reform des Stiftungsrechts im Jahr 2000. Stiftungen haben seitdem enorme Steuervorteile - und allein 2016 sind dem Staat dadurch gemäß dem Subventionsbericht der Bundesregierung 2,4 Milliarden Euro entgangen. Die Stiftungen geben natürlich der Gesellschaft etwas zurück, was das ist, bestimmen aber meist die Stiftungsgründer selbst. "Die Möglichkeit, direkt auf gesellschaftliche Entwicklungen Einfluss zu nehmen, ist neben Steuerersparnissen die zweite Motivation der Stiftungsgründer", sagt Adloff.
Letztlich war das genau der Gedanke, der auch in den USA Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem Stiftungsboom geführt hatte. Heute gibt es dort über 80 000 Stiftungen, auch sie genießen enorme Steuervorteile und mit ihren mehreren Hundert Milliarden Dollar Vermögen dominieren sie, an der Regierung vorbei, weite Teile des Bildungs- und Sozialsektors.
Doch in den USA ist man mittlerweile sogar noch einen Schritt weiter. Die "Chan Zuckerberg Initiative" von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg zum Beispiel ist keine Stiftung, sondern eine "Limited Liability Company", in etwa das US-Gegenstück zur GmbH. Zuckerberg kann dadurch auch Lobbyarbeit finanzieren und in profitorientierte Unternehmen investieren. 99 Prozent der Facebook-Aktien von Zuckerberg und seiner Frau Priscilla Chan soll die "Chan Zuckerberg Initiative" einmal bekommen, das hat Zuckerberg vor zwei Jahren verkündet - am Giving Tuesday 2015.
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