Auf Twitter attackiert der US-Präsident den Online-Händler - mit teils fragwürdigen Vorwürfen. Dabei richtet sich sein Groll wohl gegen eine Zeitung.
US-Präsident Donald Trump hat jetzt auch öffentlich zu einem weiteren Rundumschlag gegen den Handelsriesen Amazon ausgeholt. "Sie zahlen wenig oder gar keine Steuern an Bundesstaaten und Kommunen und sie benutzen unser Postsystem als ihren Botenjungen (und fügen so den USA riesige Verluste zu)", schrieb Trump am Donnerstag auf Twitter. Außerdem sei Amazon dafür verantwortlich, Tausende Händler aus dem Geschäft zu drängen.
Schon am Mittwoch wurden Gerüchte laut, dass Trump gegen den Online-Händler vorgehen wolle. Allein das hatte den Börsenwert des Unternehmens zeitweise um 53 Milliarden Dollar einbrechen lassen. Am Donnerstag erholte sich die Aktie etwas und blieb dann bis zum Nachmittag weitgehend stabil. Nur der Tweet des Präsidenten sorgte für einen kurzfristigen Absturz, der sich jedoch innerhalb kurzer Zeit korrigierte.
Rätselhaft ist der Vorwurf, dass Amazon an den Problemen der Post schuld sei
Trumps Vorwurf, dass Amazon nur sehr wenig Steuern zahle, ist nicht aus der Luft gegriffen. Der Konzern ist berühmt dafür, jedes Schlupfloch auszunutzen und im Vergleich zu anderen Unternehmen ähnlicher Größe deutlich weniger Abgaben zu leisten. Derzeit prüft auch der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten eine Möglichkeit, Milliarden von Dollar an Umsatzsteuern von Online-Händler einzuziehen. Auch gehen Experten davon aus, dass Amazon und andere Online-Händler einen riesigen Einfluss auf den Einzelhandel in den USA haben. Studien gehen davon aus, dass in diesem Jahr 8000 Läden schließen müssen.
Zweifelhaftist aber der wiederholte Vorwurf des Präsidenten, dass Amazon für die sinkenden Umsätze der amerikanischen Post USPS verantwortlich sei. Die Behörde erklärt, dass vor allem das sinkende Brief- und Werbeversandvolumen für die schlechten Zahlen verantwortlich sei, während der Paketversand im Gegenteil einen deutlich positiven Effekt habe. Anders gesagt: Ein gewaltiger Versandhändler wie Amazon dürfte einer der besten Kunden der USPS sein und der Behörde jährlich sehr viel Geld bringen.
Trumps Groll richtet sich womöglich vor allem gegen die Washington Post
Ob sich der Kampf gegen Amazon politisch für Trump, ist lohnt allerdings fraglich. Selbst Trump-Wähler lieben Amazon laut Umfragen. Im gesamten Land ist Amazon das zweitbeliebteste Unternehmen hinter Apple und der begehrteste Arbeitgeber.
Der Groll des Präsidenten richtet sich womöglich aber ohnehin nicht nur gegen Amazon selbst, sondern auch gegen dessen Gründer Jeff Bezos - und die Trump-kritische Tageszeitung , die Bezos seit 2013 gehört. Die Zeitung deckte in den vergangenen Jahren etliche der Skandale um Trump und sein Firmengeflecht auf.
Immer wieder griff Trump den Ruf der Zeitung öffentlich an und gab ihr den Spitznamen "AmazonWashingtonPost", um eine geschäftliche und politische Verbindung zwischen den beiden Firmen anzudeuten. Im vergangenen Jahr stellte er auf Twitter die Frage: "Wird die Fake-News als Lobbyismus-Waffe gegen den Kongress benutzt, um die Politiker davon abzuhalten, sich das Steuer-Monopol von Amazon anzusehen?" Dem steht entgegen, dass die durchaus regelmäßig Amazon-kritisch berichtet und sowohl Chefredaktion als auch unabhängige Beobachter einhellig bestätigen, dass sich Bezos aus allen redaktionellen Entscheidungen komplett raushalte.
Im Wahlkampf hatte Trump Bezos außerdem vorgeworfen, die Zeitung nur dafür zu nutzen, um mit deren Verlusten die Gewinne von Amazon klein zu rechnen, um Steuern zu sparen. Allerdings ist die eigenen Angaben zufolge seit 2016 bereits profitabel und sei 2017 allein mit dem Verkauf von Anzeigen um einen zweistelligen Prozentbereich gewachsen. Im September verkündete die Zeitung außerdem, dass sie jetzt mehr als eine Million zahlende Digitalabonnenten habe.
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