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China hadert mit der Revanche

Trump will Strafzölle auf Handel im Wert von 60 Milliarden Dollar, Peking will US-Produkte im Wert von nur drei Milliarden Dollar treffen. Warum Staatschef Xi in einem Dilemma steckt.

Mit den Strafzöllen hatten sie gerechnet in den Ministerien und im Parteiapparat. Nun hat US-Präsident Donald Trump tatsächlich ein Dekret unterzeichnet, das Zölle auf chinesische Produkte im Wert von bis zu 60 Milliarden Dollar vorsieht. Und China kündigt an, Abgaben im Gegenwert von drei Milliarden Dollar auf US-Produkte einzuführen. Es geht um Schweinefleisch, Stahlrohre, Früchte und Wein aus den USA.

Offiziell handelt es sich nicht um eine direkte Antwort auf Trumps 60-Milliarden-Drohung. Stattdessen ist es die Reaktion auf die Stahl- und Aluminiumzölle, von denen China nicht ausgenommen werden soll, anders als die EU. Das chinesische Handelsministerium ruft die USA dazu auf, den Konflikt noch durch Gespräche zu lösen, um "einen Schaden für die gegenseitigen Beziehungen zu verhindern". China werde seine "legitimen Interessen verteidigen".

Peking steckt in einem Dilemma. Chinas allmächtiger Staats- und Parteichef Xi Jinping setzt auf Nationalismus im Inland. Bürger der Volksrepublik erwarten eine scharfe Reaktion auf Trumps Politik. Doch genau das wäre für China extrem gefährlich. Knapp 20 Prozent der chinesischen Exporte gehen in die Vereinigten Staaten, etwa vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts hängen davon ab. Das Land will wachsen. Und es wächst bislang auch dank der Nachfrage aus den USA.

Wahrscheinlich ist, dass Peking sehr selektiv vorgehen wird. Im Herbst stehen in den USA die Wahlen vieler Abgeordneten an. Denkbar wäre, dass China Waren jener Hersteller mit Strafzöllen belegen wird, die in Bundesstaaten fertigen, die mehrheitlich für Donald Trump gestimmt haben. Das könnte Sojabohnen und andere Agrarprodukte treffen - und damit vor allem Landwirte, von denen viele als Trump-Unterstützer gelten.

"Sie werden es wie bei der Akupunktur machen", sagt Jörg Wuttke, der langjährige Präsident der Europäischen Handelskammer in Peking. "Nadelstiche in den Swing States, der Landwirtschaft, überall dort wo es Trumps Wählerschaft am meisten wehtut."

Trump gegen China, während er Europa doch schont - in Peking wächst die Furcht vor einem Zweifrontenkrieg. Mit den Amerikanern auf der einen und den Europäern auf der anderen Seite.

Sogar Parteichef Xi antichambrierte, um das zu verhindern. Das allererste Gespräch nach seiner Wiederwahl zum Staatspräsidenten am vergangenen Samstag führte er nicht etwa mit Wladimir Putin oder Kim Jong-un, sondern mit Angela Merkel. Minutenlange positive Floskeln am Telefon, nicht den Hauch einer Kritik. Wenige Tage später klingelte es bei Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Chinas Anliegen: Wenn der Handelskrieg sich schon nicht vermeiden lässt, dann sollen die USA wenigstens isoliert werden.

In Peking war man sich lange Zeit sicher, das Phänomen Trump verstanden zu haben

Danach sieht es aber nicht mehr aus. Kurz bevor Trump China zum ökonomischen Duell herausforderte, gab Washington bekannt, die Europäische Union von den geplanten Stahl- und Aluminiumzöllen vorerst auszunehmen. An diesem Freitag verkündete die US-Regierung zudem, vor der Welthandelsorganisation gegen China zu klagen - wegen unfairen Handelspraktiken und Diebstahl geistigen Eigentums.

In Peking war man sich lange Zeit sicher, das Phänomen Trump verstanden zu haben. Als man sich in Paris, London und Berlin noch fragte, ob man wirklich mit der mandatslosen Präsidenten-Tochter Ivanka oder gar dem Schwiegersohn Jared Kushner sprechen solle, handelte China ganz pragmatisch: Ivanka Trump wurde in die chinesische Botschaft zum Frühlingsfest eingeladen. Und ein Video von Trump-Enkelin Arabella, in dem diese auf Chinesisch singt, machte im Netz die Runde. Als Trump schließlich im vergangenen Herbst nach China reiste, ließ die Führung Absichtserklärungen und Wirtschaftsverträge im Wert von 250 Milliarden Dollar unterzeichnen. Doch inzwischen herrscht ein anderer Ton zwischen den mächtigen Ländern.

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