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Erdogan steht vor einem unlösbaren Problem

Türkische Wirtschaft: Erdogan steht vor einem unlösbaren Problem

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Die Inflation in der Türkei ist so hoch wie seit 14 Jahren nicht mehr. Gleichzeitig stürzt die Landeswährung Lira ab. Präsident Erdogan müsste nun gegensteuern – doch das ist gar nicht so einfach.

Beobachter fordern seit längerem, dass die türkische Zentralbank die Zinsen deutlich erhöhen sollte. So könnte die Währung stabilisiert und die Inflation verlangsamt werden.

Tatsächlich übt Präsident Erdogan schon jetzt Druck auf die Bank aus , um die Wirtschaft zu stärken – jedoch in genau entgegengesetzter Richtung: Er hält die Banker an, die Zinsen niedrig zu halten. Und wenn man Erdogan glaubt, hätte er das schon deutlich früher tun sollen: „Eben weil wir nicht eingreifen, ist es so weit gekommen.“ Erdogan bezieht sich damit auf die Inflation von neuerdings 13 Prozent und den geschwächten Lira, der aktuell nur noch 0,218 Euro wert ist.

Der Realzins ist trotz 12,5 Prozent Zinsen negativ

Wirtschaftsexperten sehen das freilich anders. So fordert Erdal Yalcin, Türkeiexperte des Münchner Ifo-Instituts: „Die Regierung muss aufhören, die Zentralbank unter Druck zu setzen.“ Die Zinsen müssten endlich angepasst werden.

Auch Carsten Hesse, Analyst bei der Berenberg-Bank, sagt: „Herrn Erdogan sollte sich aus der Diskussion um Zentralbank-Zinsen am besten komplett heraushalten.“ Momentan liege der Zins bei 12,5 Prozent, die Inflation jedoch bei 13 Prozent – der Realzins sei also negativ. Das müsse sich ändern.

Erdogan hat die nächsten Wahlen vor Augen

Doch selbst wenn der türkische Präsident den Empfehlungen der Analysten folgen würde, würde er sich nur ein neues Problem schaffen. Erdogans Dilemma: Er braucht die niedrigen Zinsen, um die Wirtschaft anzukurbeln. So lange er gute Wirtschaftsdaten vorweisen kann, kann er sich zumindest innerhalb der Türkei auf Rückendeckung verlassen.

Auf die kann er nicht verzichten, vor allem nicht bis 2019, wenn in der Türkei Wahlen anstehen. Erst dann kann Erdogan seinen geplanten Umbau der Türkei zum autoritären Präsidialstaat abschließen. Gute Wirtschaftsdaten dürften bei dem Vorhaben helfen.

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„Seit 2007 befindet sich die türkische Wirtschaft im Verfall“

Tatsächlich sind die Konjunkturdaten überraschend gut: Noch vor Kurzem hatte die Türkei ein Wirtschaftswachstum von fünf Prozent verkündet.

Experten sehen diese Zahlen jedoch kritisch. „Seit der Finanzkrise 2007 befindet sich die türkische Wirtschaft in einem stetigen Verfall“, sagt etwa Ifo-Analyst Yalcin. Dass die Zahlen ein anderes Bild zeichneten, liege nur an staatlichen Interventionen. „Die guten Zahlen sind nicht durch die reale Wirtschaft gedeckt.“

„Erdogan muss wieder Beziehungen zum Westen aufnehmen.“

Um die Wirtschaft wieder zu stabilisieren, würden selbst höhere Zinsen nicht genügen, davon sind beide Experten überzeugt. Stattdessen müsste Erdogan seinen politischen Kurs überdenken.

„Die Lösung für das Problem liegt auf der Hand“, erklärt Berenberg-Experte Hesse: „Eine bessere Beziehung zu Europa und den USA würden sowohl Inflation als auch Lira helfen.“

Yalcin vom Ifo-Institut ergänzt: „Das Grundproblem ist die verbreitete Unsicherheit.“ Investoren aus dem Ausland würden die Türkei zunehmend meiden und auch die türkische Wirtschaft sei verunsichert, weil völlig unklar sei, wie die Zukunft des Landes aussehe. Yalcin fordert: „Erdogan muss wieder konstruktive Beziehungen zum Westen aufnehmen.“

Das jedoch würden seine Anhänger ihm wohl als Schwäche auslegen – ein unlösbares Dilemma für den türkischen Präsidenten.

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