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Das kostet der Extra-Feiertag die deutsche Wirtschaft

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500 Jahre Reformation: Für die Evangelische Kirche in Deutschland ein Grund, dieses Jubiläum bundesweit zu feiern. Der Gesetzgeber gibt seinen Segen und schon haben die Arbeitnehmer einen Extra-Feiertag – zum Leid der deutschen Wirtschaft.

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Als der Theologe Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg schlägt, ahnt er ganz sicher nicht, dass er damit den deutschen Arbeitnehmern 500 Jahre darauf einen bundesweiten gesetzlichen Feiertag beschert. Aber genau so ist es. Inklusive eines klug gelegten Brückentags und des katholischen Feiertags Allerheiligen kann sich so mancher Arbeitnehmer über fünf freie Tage am Stück freuen. Aber was kostet das Ganze die deutsche Wirtschaft, für die Konjunktur? Bei dieser Frage gehen die Meinungen von Arbeitgebern, Gewerkschaften und Arbeitsmarktexperten auseinander:

"Die Wirtschaft mag keine Feiertage", sagt Gustav Horn, Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. "Die Wirtschaft hat immer die Befürchtung, dass dadurch ihre Produktion beeinträchtigt wird. Diese Befürchtung ist aber völlig unbegründet." Horn erläutert: "Zum einen sollte man nicht jeden Feiertag in den Dienst der Wirtschaft stellen. Zum anderen zeigt die Erfahrung, dass Produktion, die an diesem Tag ausfällt, an anderen Tagen nachgeholt wird. Über das Gesamtjahr betrachtet entsteht somit überhaupt kein Verlust."

Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall sieht das anders. Für ihn bedeutet ein Arbeitstag weniger in diesem Jahr für die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie etwa 1,75 Milliarden Euro weniger Wertschöpfung. Für die gesamte Wirtschaft beziffert der Verband die Belastung auf 11,5 Milliarden Euro. 

Mehr Feiertage, weniger Wachstum?

"Ein Feiertag mehr oder weniger, das hat keinen großen Einfluss auf die Wirtschaftsleistung", sagt dagegen Karl Brenke, Ökonom vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Er führt zum einen an, dass selbst an Sonn- und Feiertagen rund ein Viertel der Beschäftigten in Deutschland arbeitet: "Die Kinos sind geöffnet, Restaurants ebenso, Busse und Bahnen fahren." Zum anderen verweist er auf die Bundesländer Berlin und Bayern: "Während in der Hauptstadt die Wirtschaftsleistung pro Kopf vier Prozent unter dem Bundesdurchschnitt liegt, ist sie in Bayern um ein Siebtel über dem Bundesdurchschnitt." In Bayern gibt es laut Statistik in diesem Jahr dank des Reformationstages 15 gesetzliche Feiertage, in Berlin dagegen nur zehn.

Brenke begründet seine These zudem damit, dass es in diesem Jahr – ohne Sams- und Sonntage – "knapp 249 Arbeitstage" gibt. "2016 waren es knapp 252, auch ein Effekt des Schaltjahres", betont er. "2018 werden es knapp 248 sein, weil die Feiertage ungünstiger liegen aus Sicht der Arbeitgeber." Und obwohl deutsche Unternehmen damit im Vorjahresvergleich auf drei Arbeitstage weniger kommen, rechnet die Bundesregierung 2017 mit einem Wirtschaftswachstum von 2,0 Prozent, wie aus dem jüngst veröffentlichen Herbstgutachten hervorgeht. 2016 hatte das Bruttoinlandsprodukt 1,9 Prozent zugelegt. 

Konkrete Zahlen sind schwierig

"Alles in allem fällt ein Feiertag mehr oder weniger bei der Wirtschaftsleistung nicht ins Gewicht", konstatiert auch Werner Eichhorst, Arbeitsmarktexperte beim Bonner Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA). Er beziffert die Belastung für einen auf einen Wochentag fallenden Feiertag auf "in der Regel 0,1 bis 0,2 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung". Die wiederum liegt in diesem Jahr bei mehr als 3,1 Billionen Euro. 

Die Belastung konkret in Zahlen zu fassen, hält Eichhorst für schwierig: "Zum einen kann man nicht sagen, dass durch den Feiertag ein Tag Produktion komplett wegfällt, denn es wird auch vor- oder nachgearbeitet. Zum anderen gibt es auch Sektoren, in denen auch am Feiertag gearbeitet wird wie etwa im Gesundheitssektor oder in der Medienbranche. Darüber hinaus wird natürlich auch an Feiertagen konsumiert – und sei es online." 

Konsumieren – und feiern

"Bezogen auf Lebensmittel und Waren des täglichen Bedarfs ist davon auszugehen, dass die entsprechenden Produkte im Vorfeld des Feiertages gekauft werden. Insofern gibt es hier Vorzieheffekte", sagt dann auch Olaf Roik, Chefvolkswirt des Handelsverbandes Deutschland (HDE), schränkt aber ein: "In anderen Bereichen 'fehlt' dieser Verkaufstag im Vergleich zum Vorjahr. So hat der Oktober (auf Basis bundeseinheitlicher Feiertage) in diesem Jahr im stationären Einzelhandel nur 24 Verkaufstage. Dies macht sich rein rechnerisch mit einem Umsatzeffekt von minus vier Prozent bemerkbar."

Wirtschaftliche Erwägungen sollten laut IMK-Direktor Horn bei Feiertagen aber nicht im Vordergrund stehen. "Feiertage haben keinen wirtschaftlichen Sinn, sondern es gilt, bestimmte Ereignisse zu feiern!" Arbeitsmarktexperte Eichhorst zieht ebenfalls dieses Fazit: "Die Wirtschaft braucht sich keine Sorgen zu machen", sagt er. "Die Arbeitnehmer können sich vielmehr auf den zusätzlichen Feiertag und auf Erholung freuen. Davon profitieren letzten Endes auch wiederum die Unternehmen." 

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