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Schröder wird Verwaltungsrat bei Rosneft

Noch empfindlicher trifft Rosneft, dass der Zugang zu den Finanzmärkten für russische Banken und Staatsunternehmen eingeschränkt wurde. Sie bekommen keine langfristigen Kredite mehr und können sich nur schwer refinanzieren, wenn alte Kredite auslaufen. Das war bei Rosneft Ende 2014 bereits der Fall: Im Vorjahr hatte der Konzern bei internationalen Banken Kredite über insgesamt 40 Milliarden Dollar aufgenommen, um Anteile an TNK-BP zu erwerben, einem Joint Venture mit British Petroleum (BP). Als im Dezember 2014 eine Tranche von sieben Milliarden Dollar fällig wurde, hortete der Konzern dafür die Dollar-Einnahmen aus dem Ölverkauf und gab Rubel-Anleihen in Milliardenhöhe aus, um die laufenden Kosten zu decken. Das trug dazu bei, dass die russische Währung an zwei Tagen hintereinander um je zehn Prozent einbrach.

Der dritte Sanktions-Zweig trifft den Konzernchef selbst. Ende April 2014 setzte die US-Regierung Igor Setschin auf eine Liste von Personen, denen die Einreise verboten ist und mit denen US-Bürger keine Geschäfte machen dürfen. Anders als Brüssel richtete Washington seine Maßnahmen nicht gegen Personen, die an der russischen Aggression gegen die Ukraine direkt beteiligt waren, sondern gegen Wladimir Putins engstes Umfeld. Der 56-Jährige gilt als einer der wichtigsten Wegbegleiter des russischen Präsidenten. Als Putin noch Vize-Bürgermeister von Sankt Petersburg war, arbeitete Setschin als sein Büroleiter. Die beiden hatten einen ähnlichen Hintergrund: Während Putin für den Geheimdienst KGB in Dresden versuchte, ausländische Studenten anzuwerben, soll Setschin als Dolmetscher für den militärischen Nachrichtendienst GRU gearbeitet haben. Gesichert ist diese Information nicht, andere Quellen behaupten, Setschin sei ebenfalls für den KGB tätig gewesen.

Rosnefts Aktivitäten in Deutschland sind von den Sanktionen derweil kaum betroffen. Erst im Mai war Setschin in Berlin, um eine neue Rosneft-Niederlassung zu eröffnen. Dabei kündigte er an, die Investitionen in Deutschland zu verdoppeln - auf 600 Millionen in den nächsten fünf Jahren. Derzeit ist die Rosneft Deutschland GmbH an drei Raffinerien beteilligt und damit die Nummer Drei bei der Mineralölverarbeitung in Deutschland. Ein Viertel der deutschen Rohölimporte kommt von Rosneft. Um auch die Raffinerien in Süddeutschland mit russischem Öl beliefern zu können, plant Rosneft eine Verlängerung der Druschba-Pipeline.

Setschin hat in Russland den Spitznamen Darth Vader. Die Liste von Personen und Unternehmen, die sich als Opfer seiner scheinbar unbeschränkten Macht sehen, ist fast so lang wie die der finsteren Gestalt aus Star Wars. Dazu gehört etwa der ehemalige Yukos-Chef Michail Chodorkowskij, der 2003 für zehn Jahre ins Lager musste. Mit Hilfe von Steuerbehörden und Justiz wurde sein Konzern erst in den Bankrott getrieben und anschließend zerschlagen. Die Filetstücke des seinerzeit weltgrößten Ölproduzenten landeten über Umwege bei Rosneft. Der heute im Londoner Exil lebende Ex-Oligarch wirft Setschin vor, die Operation geplant und geleitet zu haben. Setschin war damals Vize-Chef der Kreml-Verwaltung und zuständig für die Energiewirtschaft.

Der Börsenwert des Unternehmens sinkt stetig

Selbst ehemalige Regierungsmitglieder sehen sich als Opfer Setschins. Aktuell steht einer vor Gericht, der Putin viele Jahre treu als Wirtschaftsminister gedient hat: Alexej Uljukajew wurde in der Nacht auf den 15. November 2016 in der Moskauer Rosneft-Zentrale festgenommen. Er soll dort zu später Stunde eingetroffen sein, um zwei Millionen Dollar in Bar abzuholen als Entschädigung für seine Zustimmung zu einer Firmenübernahme. Am nächsten Tag entließ Wladimir Putin den Minister. Uljukajew sieht sich als Opfer einer Inszenierung von Setschin und dem Geheimdienst FSB. Es war das erste Mal in der neueren russischen Geschichte, dass ein Minister im Amt verhaftet wurde.

Doch obwohl sich Rosneft in den vergangenen Jahren immer wieder Konkurrenten einverleibte - mit Hilfe der Justiz oder, wie im Fall von TNK-BP, durch Übernahme - sinkt der Börsenwert des Unternehmens stetig. Von 131 Milliarden im Jahr 2008 auf derzeit etwa 56 Milliarden. Auf lange Sicht würden Investoren durch das rücksichtslose Vorgehen vom russischen Markt "effektiver ferngehalten als durch jegliche Sanktionen, die eine fremde Regierung verhängt", urteilte der Ökonom Wladislaw Insoemzew kürzlich in einem Artikel für das russische Portal Republic.ru.

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